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Erfahrungsbericht von Laura Koerfer, Departement Darstellende Künste und Film, BA Regie

Ich bin erst später in das Projekt eingestiegen. Ich war nicht in Peking, wie die anderen Mitwirkenden. Aus diesem Grund habe ich eine Chinareise unternommen und versucht, während einem Monat als Touristin diesem Land, oder eher dieser Kultur näher zu kommen. Schnell wurde klar, dass durch die Abwesenheit von sprachlicher Kommunikation alle anderen Sinne wach werden müssen . Intuition, begleitet von vagen Vermutungen bestimmten jeglichen Kontakt, jegliches sogenannte Verständnis zwischen mir und diesem Land.

Somit vermutete ich auch, dass diese nun folgende gemeinsame Arbeit kaum planbar ist. Sie wird sich ergeben, im Moment. Trotzdem bereitete ich ein Konzept vor, jedoch für meine Verhältnisse ein sehr klares, einfaches Gefäss für eine Aufführung. Wie die Arbeit sein würde, konnte ich nicht einmal erahnen, darum war ich frei von Angst, aber auch von Vorfreude, denn alles konnte geschehen oder auch nicht.

Dann begann unsere Arbeit. Unser Thema war EAST‐WEST, die Unterschiede, die Gemeinsamkeiten. Doch schon beim Kennenlernen wurde klar, wir brauchen dieses Thema nicht spezifisch zu bearbeiten, es begleitet uns bereits bei jedem Versuch sich zu verstehen. Was mich überrascht hat war, dass wir zwar einen durchaus wichtigen Übersetzter hatten, jedoch durch die Sprachgrenzen schnell im Spiel landeten. Durch das Imitieren, Vorzeigen, Illustrieren entstand eine lebendige Atmosphäre, die gut war, um zu arbeiten. Auch war das Interesse sich zu verstehen gegeben und alle waren aufmerksam dabei.

Durch das Vorstellen der jeweiligen Darstellungsformen wurde eines sichtbar. Die Chinesen hatten uns eine Menge zu zeigen, wir fast nichts. Unsere theatrale Form der Darstellung ist psychologisiert und funktioniert ohne Sprache kaum. Also lernten wir uns gegenseitig Lieder. Auch hier viel auf, ihre Vorstellung von Präzision ist eine andere. Ihre Bewegungen lebten durch Präzision und Anmut, aber auch die Sprache. Das Imitieren fiel ihnen leicht, aber waren sie auch ungemein ehrgeizig darin.

Bevor das Projekt begann hörte ich überall, dass Improvisation nicht möglich sei, wie bei uns. Hier wurde das absolute Gegenteil sichtbar. Gerade das Improvisieren, das gemeinsame Suchen und nicht unbedingt finden, war wunderbar. Alle haben selbständig mitgedacht und ihren Teil beigetragen. Ich glaube wir haben alle von einander gelernt. Und ich muss sagen, dass mir dieses Projekt mehr gebracht hat, als viele Stunden an der Schule in gewohnter Umgebung, in gewohnter Sprache.
Für mich als angehende Regisseurin läuft viel über das Reden. Wie rede ich mit jemandem, wie erreiche ich diesen Menschen, wie kann er mich durch Sprache verstehen, wie lenke ich ihn an einen Punkt. Jetzt war die Sprache weg und endlich ging es nicht um Rhetorik, nicht um Tricks, sondern um Inhalte, ich würde fast sagen, pure Inhalte.

Ich behaupte, wir haben gut gearbeitet und auch das Resultat war geniessbar. Und trotzdem würde ich unglaublich gerne weiter arbeiten. Es hat sich eine Arbeitsatmosphäre eingestellt, die nicht durch Zufall entstand, sondern die auch weiter bestehen könnte. Da bin ich mir sicher. Die Formation der Gruppe war gut gewählt. Jeder hatte sein Gebiet, wie eine kleine Company.