/

Erfahrungsbericht Henriette Herm, Departement Design, BA Style & Design

In den Medien gibt es nicht viel zu hören über China, Schlüsselwörter die mir vor der Reise einfielen waren: kommunistisches Land, Einschränkungen in der Presse, Chinesische Mauer, Verbotene Stadt. Was ich erahnen konnte war, dass sich durch die komplett unterschiedliche Sprache und Kultur, Schwierigkeiten ergeben könnten, doch dachte ich, dass sich dadurch neue Horizonte öffnen. Wir verbinden mit bestimmten Begriffen und Wörtern ganz andere visuelle Bilder, die wir als Selbstverständlich ansehen. Diese Selbstverständlichkeit abzulegen und sich einzulassen machte die Arbeit unglaublich aufregend und spannend. An der Academy for Chinese Theatre Arts, haben wir uns natürlich mit der Tradition der Peking Oper auseinander gesetzt.

In unserer Gruppe hatten wir Studenten, die mal etwas anderes machen wollten und gerne in Richtung moderner Kunst, wie sie sagten, arbeiten wollten und Studenten, welche die Tradition sehr ernst nahmen. Wir haben versucht das Peking Oper Thema aufzugreifen, haben recherchiert zu Kostüm, Make-Up, Kultur und wollten diese Ausdrucksformen modern übersetzen um damit beiden Parteien gerecht werden. Die Auffassungen und Meinungen über Gestaltung gingen jedoch weiter auseinander als angenommen. Dabei gab es Unstimmigkeiten unter uns Studenten. Die Herausforderung bestand darin, diese unterschiedlichen Auffassungen zuzulassen und einzubringen. Etwas schwieriger war es mit einigen chinesischen Dozenten, die zum Teil bis heute, das Konzept unserer Realisation „happy to meet you“  nicht verstehen und auf chinesische Studenten zugehen und nachfragen aus welchem Grund wir diese Umsetzung gewählt haben. Das Aufeinandertreffen von diesen unterschiedlichen Kulturen und Meinungen setzte nicht nur während des Projektes einen Diskurs frei, sondern es wird auch, wie ich erfahren habe, nachwirkend darüber gesprochen, sich damit beschäftigt und auseinandergesetzt. Ich finde es toll von Oscar oder Tiger zu hören, dass sie Professor Ma Lu widersprechen, was für chinesische Verhältnisse untypisch ist, und mit ihnen diskutieren was an dieser Umsetzung wertvoll war und was sie bedeutet. Eine weitere Schwierigkeit war, dass nichts so kam wie man es plante, es war ein ständiges Umdenken von beiden Seiten gefragt. Diese ständige kreative Flexibilität ließ mich an Grenzen stoßen, hat mich aber auch sehr herausgefordert. Kleinigkeiten, die jetzt an der Uni und im Alltag schief laufen tangieren mich heute längst nicht mehr so wie vor meinem Aufenthalt in China. Ich vermisse die Missverständnisse die vor allem durch die Sprache und dem unterschiedlichen Background zu Stande kamen. Sie brachten dem Arbeitsprozess einen anderen kreativen Zugang und viel Witz. Wir haben von einander gelernt, haben uns ausgetauscht, sind verzweifelt, mussten lachen, teilweise auch über uns selbst, wir sind zusammengewachsen und durften über unseren Horizont hinaus schauen.

Es sind überkontinentale kreative Freundschaften entstanden, die für beide Seiten sowohl Chinesen als auch Schweizer sehr wertvoll sind.