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Erfahrungsbericht Laura Koerfer, Departement Darstellende Künste, BA Regie

Ich war nun an beiden bisherigen Common Stage-Projekten als Regisseurin beteiligt. Das erste in Zürich, wo wir am Festival der Künste das Stück AIRPORT FICTION zur Aufführung gebracht haben und das Zweite in Beijing unter dem Titel MAGICAL MALIANGS FANTASTICAL HERO SHOW.

Die Arbeit in Zürich war bestimmt einfacher. Man ist in seiner gewohnten Umgebung, kennt die Organisations­mecha­nismen und hat viel Raum das  Neue,  das Fremde willkommen zu heissen und zu entdecken.  Auch wir Studierenden waren eine Art Gastgeber. In Beijing sind wir nun zu Gästen geworden und mussten uns noch einmal mehr einlassen auf unbekannte Sitten und Regeln. Wenn man zusammen arbeitet, Theater macht, müssen alle am gleichen Strick ziehen. In China war es erstmals schwierig herauszufinden, an welchem Strick nun gezogen werden soll oder eben auch gezogen werden darf. Das hat erstmals viel mit der Sprache zu tun.

Für mich als Regisseurin läuft viel über das Reden. Wie rede ich mit jemandem, wie erreiche ich diesen Menschen, wie kann er mich durch Sprache verstehen und wie lenke ich ihn an einen Punkt. Jetzt war die Sprache weg und endlich ging es nicht um Rhetorik, nicht um Tricks, sondern um Inhalte, ich würde fast sagen, pure Inhalte. Durch die Abwesenheit von sprachlicher Kommunikation wurden erneut alle anderen Sinne wach. Intuition, begleitet von vagen Vermutungen bestimmten jeglichen Kontakt, jegliches sogenannte Verständnis zwischen uns und diesem Land und seiner Kultur.

Wir hatten uns in unserer Gruppe erstmals auf das Thema Helden geeinigt und uns gegenseitig viele verschiedene Helden vorgestellt, daraus entwickelte sich dann eine Geschichte, die wir später zu einem Theaterstück umgesetzt haben. Erstaunlich war, dass es auf Seiten der Schweizer eher darum ging, persönlich zu begründen warum gerade dieser Held ein Held ist. Bei den Chinesen haben vielmehr die Geschichten und vorgestellten Figuren für sich selber heldenhaft gesprochen. Das war für mich die wichtigste Erfahrung dieser Zusammenarbeit. Die eigene „heilige“ Meinung hat in China natürlich weniger Platz als bei uns. Oft wird sie unterdrückt und gar nicht erst gefördert. Die Studenten, mit denen wir gearbeitet haben waren sehr wohl fähig subjektive Argumente zu liefern, doch hat sie das weniger interessiert als der Held und seine Geschichte  an sich.

Ich möchte keine dieser Herangehensweise werten. Denn gerade da wird der Kulturaustausch moralisch und unendlich  kompliziert. Es geht erstmals darum die eigenen selbstverständlichen Muster und Werte und Gewohnheiten durch das Fremde zu relativieren, zu überdenken. Darin liegt für mich das Wunder dieses Zusammentreffens.